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Frauen-Power im Herzen der Wüste - Ahimasa: Gewaltfreiheit / Idit Porat



Ich, Idit, suche seit vielen Jahren nach einer Möglichkeit, mit unseren Nachbarn in Kontakt zu treten. Als Kind, das in Jerusalem aufwuchs, hatten meine Familie und ich zwar viele Begegnungen mit den benachbarten Arabern, mit der allgemeinen Distanzierung beider Völker, sind diese Begegnungen aber leider aus meinem Leben verschwunden. Ich versuchte, allen möglichen Organisationen beizutreten und fühlte mich mit der Aktivität nicht im Reinen.

An einem klaren Tag erhielt ich eine Nachricht von guten Freunden, die von den Aktivitäten von Eyal Shani in den South Hebron Hills erzählte. Ich war aufgeregt, darüber zu lesen, wie er arbeitet. Mit großem Vertrauen in das persönliche Karma jedes Einzelnen, verstand ich den Ruf und schloss mich sofort an, seine wichtige und gute Arbeit zu unterstützen. Nach einem Gespräch mit Eyal wurde mir klar, dass das genau das ist, wonach ich gesucht hatte. Menschliche Begegnung, einfach sein, sich bei einem Kaffee treffen und reden, die Verbindung wiederherstellen. Eyal tut dies seit 14 Jahren mit inspirierender Hingabe. Für mich ist es eine Wiederverbindung zu etwas, das ich als Kind verloren habe.

Als eine Person, die Gewalt in keiner Weise unterstützt - "Ahimasa" nach Gandhis Lehren - glaube ich, dass Zuhören und den anderen zu akzeptieren, der Weg ist, um Annäherung zu schaffen, kulturelle Unterschiede zu überbrücken und um zu lernen, in guter, respektvoller und unterstützender Nachbarschaft zusammenzuleben.

Wir trafen uns am Donnerstagmorgen in Smadars Haus in einer jüdischen Siedlung in der Gegend. Eine kleine Gruppe von Menschen, die handeln wollen, die darunter leiden, was gerade passiert, und nach einer Korrektur, einer Wiedergutmachung auf persönlicher Ebene und nach wohlwollender, echter menschlicher Begegnung suchen. Wir begleiteten Eyal auf seiner Reise durch die Dörfer von Masafer Yatta, um den Menschen dort das Gefühl zu geben, dass wir bei ihnen sind, nachdem sie eine Anordnung des obersten israelischen Gerichtshofs erhalten hatten, die sie dauerhaft aus ihren Häusern vertreibt.

Ich weiß nicht viel über Politik, ich war nicht mittendrin, als es um die Argumente beider Seiten über die Gerichtsanordnung ging. Alles, was ich weiß, ist, dass es jetzt viele Familien gibt, die gezwungen sind, ihr Zuhause zu verlassen. Das Zuhause, in dem sie seit vielen Generationen leben, ihre Kinder großgezogen und gearbeitet haben, um ihre Familien zu unterstützen. Es tut weh. Diese Situation tut mir wirklich weh und gibt mir ein Gefühl von großer Ungerechtigkeit. Ich möchte diesen Leuten sagen, dass ich bei ihnen bin, möchte sie umarmen, zusammen sein, auch wenn es ein gewisses Gefühl von Frustration gibt. Doch das hilft niemandem. Wie hat es Eyal gesagt: Sie werden aus ihrem Haus vertrieben und was bringe ich ihnen? - Einen Olivenbaum!

Wir machten uns auf den Weg an diesem Tag mit Eyal und besuchten mehrere Dörfer. Alle Menschen empfingen uns mit einem Gruß, mit Respekt, mit Augenkontakt, einem Händedruck und sogar einer Umarmung. In Abu-Mohammeds Haus finden wir Frauen sofort den Weg zueinander. Es öffnen sich die Herzen und das Verbindende überwiegt die Unterschiede bei Weitem. Ein gefühlvolles Gespräch unter uns Müttern, unter uns Frauen beginnt. Malia holt Papier und Buntstifte heraus, verteilt sie an die Kinder und uns und wir malen alle zusammen. Wir versuchen ein paar Wörter auf Arabisch zusammen zu reimen, sind verlegen und lachen viel. Eileil rettet uns mit ihrer Übersetzung, ihrer Ruhe und Demut. Sie ist die Ehefrau von Eyal und war des Öfteren mit ihm hier. Aus ihrer Vertrautheit mit den Frauen schafft sie für uns die notwendigen Verbindungen und Erklärungen.


Smadar, die jüdische Siedlerin ist sehr aufgeregt. Sie stellt eine herzliche Verbindung zu einer der Mütter her. Smadar sagt ihr, dass sie ihre Nachbarin ist, dass sie auf dem Hügel auf der anderen Straßenseite wohnt. Schau – direkt dort! - zeigt sie mit dem Finger. Sie versprechen gegenseitig, sich jeden Morgen aus dem Fenster zu zu winken. Sie lachen in Strömen. Eine Befreiung! Wie schön!

In einem anderen Dorf sehen wir die Ruinen des Gebäudes, das kürzlich zerstört wurde! Das Herz schmerzt. Mehrere Haufen von Metall, Plastik, Betonblöcken häufen sich. Die Männer räumen auf, legen zur Seite, was sie können, und ja – bauen wieder auf!! Das ist ihre gewohnte Routine. Wie viel Schmerz steckt in dieser Zerstörung, wie viele negative seelische Lasten. Das ist, was die Kinder an diesen Orten erleben - Machtdemonstrationen! Und ich denke mir: Die Anwendung von Gewalt führt wiederum zu noch mehr Gewalt und ein Kreislauf entsteht.

In den Nachrichten höre ich oft: "wir werden diejenige finden, die für die Anschläge verantwortlich sind. Wir werden sie gnadenlos zerschmettern..." Das ist eines der Probleme, denke ich. Wo kommen wir hin, wenn Gewalt gewaltsam beantwortet wird? Zu endlosem Blutvergießen.

Während ich diese Gedanken in meinem Kopf bewege, kommt ein Mann, wahrscheinlich ein Verwandter der Familie, und ruft laut: "Hitler hat sein Werk nicht vollendet". Er fängt an zu referieren, warum man nur mit Gewalt reagieren sollte. Es ist für mich schwer zu hören. Gleichzeitig denke ich: hier gibt es tatsächlich eine Gelegenheit, mit demjenigen zu sprechen, der komplett anders denkt. Gerade mit solchen Menschen ist es wichtig, die Lücken zu schließen, die Nähe zu schaffen...... Leider ist das momentan eine Nummer zu groß für mich!

Auch in diesem Dorf sind es wir Frauen, die den Weg zu den einheimischen Frauen finden. Wir werden zu ihrem Haus in einer Höhle eingeladen, eine saubere, gemütliche Höhle mit einer Küche, Platz zum Schlafen und einem Kleiderschrank. Schnell werden Matratzen zum gemütlichen Sitzen gerichtet und Kaffee gekocht. Eine weitere Frau kommt aus der Höhle nebenan und das Gespräch fließt. Eileil übersetzt. So soll es sein! Ein nachbarschaftliches Gespräch, Austausch zwischen Frauen, Gesellschaften, Partnerinnen einer gemeinsamen Reise, eines gemeinsamen Lebens, in einem Land, in dem es ähnliche Kulturen mit ihren Einzigartigkeiten gibt und Abgründe über brückt werden dürfen.

Auf dem Rückweg zu Abu Mohammeds Haus ziehen israelische Rüpel in monströsen Geländewagen an uns vorbei. Eine Jeep-Tour mit stolzen israelischen Flaggen, um Präsenz und Stärke zu demonstrieren. Wieder Stärke!!! Gott, bis wann? Das Herz tut mir weh, der Magen schrumpft, und ich versuche trotzdem den Gedanken zu umarmen, dass dies auch ein Teil von uns ist. Ein Teil, den wir akzeptieren und transformieren werden.

Wir beenden den Tag mit einem köstlichen Essen, das von Abu Muhammads herzliche Frau zubereitet wurde. Abu Muhammad und sein Lächeln begleiteten uns während der gesamten Reise. Es gibt Hoffnung!

Jeder Olivensetzling stärkt die Menschen und bekräftigt unsere Unterstützung für sie.

Wenn Sie unterstützen möchten: 10 Euro ermöglichen es uns,einen weiteren Baum einer Familie zu bringen.




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